Gestern stellte ich einen mit aussagekräftigen Bildern aus der Werkstatt versehenen Kulanzantrag an Nissan-Services.eu:
Sehr geehrte Frau Kurz,
wie vorhin telefonisch besprochen, sind die Bremsen meines X-Trail T32 (EZ 18.11.2015) von extremem Verschleiß betroffen.
Die ersten, leichten Riefen bemerkte ich schon beim ersten Wechsel von Winter- auf Sommerräder (um Ostern 2016), dann bei der 1.Wartung im November 2016 waren die Riefen schon so stark, dass ich den Zustand besonders der hinteren Bremsscheiben bei der Fahrzeugannahme bemängelte. Der zuständige Werkstattmitarbeiter erklärte mir damals, das müsse man beobachten, es läge aber vermutlich an meinem verhaltenen, vorausschauenden Fahrstil mit zu geringer Nutzung der Bremse.
Statt die vermutlich ab Werk nicht oder zumindest nicht ausreichend geschmierten Führungen der Bremsklötze bei der 1. Wartung nach zu schmieren oder zumindest zu reinigen, wurde der Zustand der Bremsen in der e-Wartungscheckliste als i.o. abgehakt, und mir wurde geraten, die Bremsen zu beobachten und häufiger und kräftiger zu bremsen (diese Aussage ist mir unverständlich, da die hinteren Bremsen von der Parkbremse ohnehin laufend angezogen und wieder gelöst werden). In dem vorliegenden Zustand hatten die Bremsklötze keine Chance, sich nach jedem Bremsvorgang wieder ausreichend von den Bremsscheiben zu lösen und verschlissen sich und die Bremsscheiben immer weiter. Bis zur 2. Wartung konnten sich die Bremsklötze kaum bemerkbar bis zu einem lebensgefährlichen Zustand abnutzen. Hinten links war der Belag nicht nur bis auf das Trägermaterial abgenutzt, selbst das Trägerblech wurde teilweise schon abgetragen! Eine in anderen Fz übliche Verschleißanzeige mit Warnmeldung wäre hier hilfreich gewesen.
Einige Wochen vor dem 2. Wartungstermin habe ich den Wagen in der Werkstatt vorgestellt, da ich manchmal ein leises Schleifgeräusch von der Hinterachse her hörte. Der Serviceleiter konnte bei einer ausgedehnten Probefahrt das Geräusch nicht hören, und meinte, ich hätte einfach ein zu gutes Gehör - ansonsten verwies er auf den ohnehin anstehenden Wartungstermin im November.
Danach fuhr ich noch einmal übers Wochenende nachts wie gewohnt mit hohem Tempo (Tacho bis 200km/h) auf der freien A24 nach Berlin und zurück. Ich kann froh sein, dass ich nie eine Gefahrenbremsung machen musste, der Wagen wäre unkontrollierbar ausgebrochen und hätte nicht nur mein Leben und das meiner Mitfahrer gefährdet, auch andere Verkehrsteilnehmer hätten in Mitleidenschaft gezogen werden können.
Bremsen sind zwar ein "Verschleißartikel", aber ein derartiger lebensgefährlicher Verschleiß ist mir in meiner über 40-jährigen Fahrpraxis noch nie vorgekommen und auch bei meinem parallel betriebenen Roadster seit ca. 55.000 km kein Thema. Ich bitte daher, mir zumindest einen Teil des recht hohen Rechnungsbetrages auf Kulanz zu erstatten.
Nachtrag: ich war mit dem Fz nie im Gelände, fahre selten innerorts, eher auf Landstraßen, zumeist aber lange Strecken auf der Autobahn
Mit freundlichem Gruß
...
soeben bekam ich schon eine Antwort auf diese Bitte um Kulanz während der laufenden Garantiezeit:
"... wir danken Ihnen für Ihre Anfrage und bedauern, dass es an Ihrem Fahrzeug Grund für eine Beanstandung gegeben hat.
An jedem Fahrzeug gibt es Verschleißteile, wie z. B. Reifen, Kupplung, Bremsbeläge oder die Bremsscheiben. Die Haltbarkeit dieser Teile ist abhängig von den Einsatz- und Betriebsbedingungen, unter denen jedes einzelne Fahrzeug genutzt wird.
Schon innerhalb der Garantiezeit sind diese Verschleißteile von einer kostenfreien Nachbesserung im Rahmen der Garantie ausgenommen. Wir bitten Sie deshalb um Verständnis dafür, dass eine Übernahme der angefallenen Instandsetzungskosten auf dem Wege der Kulanz nicht möglich ist.
Es tut uns leid, Ihnen an dieser Stelle keine anders lautende Antwort geben zu können."